Deutsch-Arabische Wirtschaftsforum 11. bis 13. Juli 2007
Deutsch-Arabische Wirtschaftsforum 11. bis 13. Juli 2007
المنتدى الاقتصادي الألماني العربي العاشر في الفترة 11-13 يوليو 2007
– Erneuter
Besucherrekord: Veranstalter begrüßen 850 Teilnehmer
– Deutsche und algerische Unternehmen wollen Zusammenarbeit ausbauen
Deutsche und algerische Unternehmen wollen ihre Zusammenarbeit in den kommenden Jahren vertiefen. Das war der Tenor des 10. Deutsch-Arabischen Wirtschaftsforums in Berlin, das am Freitag, 13. Juli, endete. Zu der dreitägigen Veranstaltung waren rund 850 Besucher aus Deutschland, Europa und der arabischen Welt angereist – ein neuer Rekord: „Wir sind mit dieser Beteiligung außerordentlich zufrieden. Die deutsch-arabischen Wirtschaftsbeziehungen entwickeln sich sehr dynamisch, haben aber noch großes Potenzial. Das gilt insbesondere für die deutsch-algerischen Beziehungen“, sagte Abdulaziz Al- Mikhlafi, der Generalsekretär der Arabisch-Deutschen Vereinigung für Handel und Industrie (Ghorfa) zum Abschluss des Forums. Die Ghorfa veranstaltete das Wirtschaftsforum in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und der Generalunion der arabischen Kammern. Partnerland war in diesem Jahr Algerien.
المنتدى الاقتصادي الألماني العربي العاشر في الفترة 11-13 يوليو 2007
– حضور قياسي آخر: يرحب المنظمون بـ 850 مشاركًا
– الشركات الألمانية والجزائرية تريد توسيع التعاون
الشركات الألمانية والجزائرية ترغب في تعميق تعاونها في السنوات المقبلة. كان هذا هو محور المنتدى الاقتصادي الألماني العربي العاشر في برلين ، والذي انتهى يوم الجمعة 13 يوليو. حضر هذا الحدث الذي استمر ثلاثة أيام حوالي 850 زائرًا من ألمانيا وأوروبا والعالم العربي – وهو رقم قياسي جديد: “نحن راضون للغاية عن هذه المشاركة. العلاقات الاقتصادية الألمانية العربية تتطور بشكل ديناميكي للغاية ، ولكن لا يزال لديها إمكانات كبيرة. هذا صحيح بشكل خاص للعلاقات الألمانية الجزائرية ، قال عبد العزيز المخلافي ، الأمين العام للجمعية العربية الألمانية للتجارة والصناعة (الغرفة) في نهاية المنتدى. نظمت الغرفة المنتدى الاقتصادي بالتعاون مع غرفة التجارة والصناعة الألمانية (DIHK) والاتحاد العام للغرف العربية. كانت الدولة الشريكة الجزائر هذا العام.
Das Wirtschaftsforum stand wiederum im Zeichen eines boomenden bilateralen Handels. Der jüngsten Statistik zufolge nahmen die deutschen Exporte in die arabischen Länder im Jahr 2006 um 15,9 Prozent auf ein Volumen von 21,5 Mrd. Euro zu. Zugleich stiegen die arabischen Ausfuhren nach Deutschland um 15,4 % auf 12,2 Mrd. Euro an. Nach übereinstimmender Einschätzung ist diese Entwicklung ein Beleg dafür, dass die deutscharabischen Wirtschaftsbeziehungen auf gutem Wege sind. Sie haben gleichwohl noch ein erhebliches Potenzial.
Begonnen hatte das diesjährige Wirtschaftsforum am Mittwoch, 11. Juli, mit einem Empfang im Roten Rathaus, zu dem der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, eingeladen hatte. Zur Eröffnung am Donnerstag, 12. Juni, im Haus der Deutschen Wirtschaft in Berlin Mitte sprachen Chakib Khelil, der algerische Minister für Energie und Bergbau, und Bundeswirtschaftsminister Michael Glos, der in diesem Jahr erneut die Schirmherrschaft über die Veranstaltung übernommen hatte.
An die Plenumsveranstaltung schlossen sich verschiedene Workshops mit den Schwerpunkten Energie und Infrastruktur an. In beiden Bereichen erwarten eine Reihe arabischer Länder aufgrund großen Nachholbedarfs und ehrgeiziger Investitionspläne in den kommenden Jahren hohe Wachstumsraten. Für deutsche Unternehmen eröffnen sich damit aussichtsreiche Geschäftsperspektiven. Das trifft ebenfalls auf die Wirtschaftszweige Telekommunikation, Umwelt und Finanzdienstleistungen zu. Erstmals im Rahmen des Forums wurde der Themenkomplex „Erneuerbaren Energien“ behandelt. Ein Novum war zudem die Dialogplattform für den Erfahrungsaustausch zwischen arabischen und deutschen Unternehmerinnen am Freitag, dem 13. Juli.
Das Forum endete mit einer Plenarveranstaltung zu den Perspektiven der deutscharabischen Wirtschaftsbeziehungen. Redner waren unter anderem Günter Gloser, Staatsminister im Auswärtigen Amt, Mohammad Halaiqah, ehemaliger jordanischer Wirtschaftsminister und derzeit CEO von Al Kindi Pharmaceuticals in Jordanien sowie Utz Claassen, Vorstandvorsitzender des Energieunternehmens EnBW AG. Das nächste Wirtschaftsforum wird im kommenden Jahr vom 25. bis 27. Juni in Berlin stattfinden.
An die Plenumsveranstaltung schlossen sich verschiedene Workshops mit den Schwerpunkten Energie und Infrastruktur an. In beiden Bereichen erwarten eine Reihe arabischer Länder aufgrund großen Nachholbedarfs und ehrgeiziger Investitionspläne in den kommenden Jahren hohe Wachstumsraten. Für deutsche Unternehmen eröffnen sich damit aussichtsreiche Geschäftsperspektiven. Das trifft ebenfalls auf die Wirtschaftszweige Telekommunikation, Umwelt und Finanzdienstleistungen zu. Erstmals im Rahmen des Forums wurde der Themenkomplex „Erneuerbaren Energien“ behandelt. Ein Novum war zudem die Dialogplattform für den Erfahrungsaustausch zwischen arabischen und deutschen Unternehmerinnen am Freitag, dem 13. Juli.
Das Forum endete mit einer Plenarveranstaltung zu den Perspektiven der deutscharabischen Wirtschaftsbeziehungen. Redner waren unter anderem Günter Gloser, Staatsminister im Auswärtigen Amt, Mohammad Halaiqah, ehemaliger jordanischer Wirtschaftsminister und derzeit CEO von Al Kindi Pharmaceuticals in Jordanien sowie Utz Claassen, Vorstandvorsitzender des Energieunternehmens EnBW AG. Das nächste Wirtschaftsforum wird im kommenden Jahr vom 25. bis 27. Juni in Berlin stattfinden.
Empfang im Roten Rathaus am 11. Juli 2007
Eröffnet wurde das 10. Deutsch-Arabische Wirtschaftsforum am Abend des 11. Juli 2007 vom Berliner Regierenden Bürgermeister. In seiner Ansprache im Roten Rathaus betonte Klaus Wowereit neben der Bedeutung des Forums für die Deutsch-Arabischen Beziehungen insbesondere die Attraktivität des Standorts Berlin und rief die arabischen Unternehmer dazu auf, stärker in Deutschland zu investieren. Die Bundeshauptstadt sei ein Zentrum für Wasserwirtschaft, Erneuerbare Energien, Verkehrstechnologie, Kommunikationstechnik; die Berliner Universitäten seien führend in Deutschland. In der arabischen Welt engagierten sich auch kleine und mittelständische Berliner Unternehmen mit Erfolg. Ausdrücklich begrüßte der Regierende Bürgermeister die neu geschaffene Dialogplattform für deutsche und arabische Geschäftsfrauen im Rahmen des Wirtschaftsforums. Frieden und Dialog würden in erster Linie durch Verständigung und nicht durch Vereinbarungen erreicht, so Wowereit.
Ghorfa- Präsident Thomas Bach richtete seinen besonderen Willkommensgruß an die hochrangige Delegation des Partnerlandes Algerien. Nach den Worten von Bach hat sich das Deutsch- Arabische Wirtschaftsforum mit seinem zehnjährigen Jubiläum endgültig fest etabliert. Es sei zu einem unverzichtbaren Ort der Begegnung und des Austausches geworden.
Chakib Khelil, der algerische Minister für Energie und Bergbau, verwies auf die traditionell guten deutsch-algerischen Beziehungen, die durch zahlreiche Projekte mit Leben erfüllt würden. Beispielhaft seien das Engagement von Siemens in Algerien sowie das Joint Venture zwischen der BASF und der algerischen Sonatrach. Die deutsch-algerischen Wirtschaftsbeziehungen böten aber noch vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten, insbesondere kleineren und mittelständischen Unternehmen.
Eröffnungsveranstaltung am 12. Juli 2007
Ghorfa-Präsident Thomas Bach unterstrich in seiner Eröffnungsansprache, dass das Forum in den vergangenen zehn Jahren zu einer zentralen Plattform des Austausches zwischen der arabischen Welt und Deutschland geworden sei. Schwerpunktmäßig ging Bach auf die deutsch-algerischen Wirtschaftsbeziehungen ein. Nach der Überwindung der innenpolitischen Krise in Algerien hätten sich die Beziehungen in den vergangenen Jahren sehr positiv entwickelt. Algerien zähle inzwischen wieder zu den wichtigsten Handelspartnern Deutschlands in der arabischen Welt. Doch sei das Potenzial – insbesondere im Vergleich zu den stark vertretenen französischen Unternehmen – bei weitem noch nicht ausgeschöpft. Die Rolle Algeriens als Partnerland dieses Wirtschaftsforums werde zu einer weiteren Intensivierung der Wirtschaftsbeziehungen führen.
Die Voraussetzungen hierfür seien außerordentlich gut. Die Einnahmen aus dem Gas- und Ölexport investiere das Land vor allem in seine Infrastruktur. Der Modernisierungsbedarf ergänze sich in idealer Weise mit dem Leistungsspektrum deutscher Unternehmen. Zugleich treibe die algerische Regierung den eingeleiteten Liberalisierungs- und Privatisierungsprozess konsequent voran. Dadurch hätten sich die rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Algerien in den vergangenen Jahren stark verbessert.
Das Geschäft in den arabischen Ländern sei jedoch kein „Selbstläufer“ und bedürfe verstärkter Anstrengungen der deutschen Wirtschaft. Warenverkehr allein sei nicht ausreichend: „Strategische Partnerschaften, Jointventures und Präsenz vor Ort sind das Gebot der Stunde.“
Nach den Worten von Bundeswirtschaftsminister Michael Glos hat sich das Deutsch- Arabische Wirtschaftsforum in den zehn Jahren seiner Existenz zur wichtigsten deutscharabischen Wirtschaftsplattform entwickelt. Auch in diesem Jahr hätten es die Veranstalter geschafft, eine „hochkarätige Veranstaltung hervorragend zu organisieren“. für die er gern die Schirmherrschaft übernehme, so Glos.
Trotz anhaltender Spannungen im Nahen und Mittleren Osten hätte sich der deutsche Handel mit dieser Region dynamisch entwickelt. Inzwischen seien die deutschen Exporte in diese Region höher als Deutschlands Ausfuhren in die ASEAN-Länder oder nach Lateinamerika. Ein Grund für die positive Entwicklung der Handelsbeziehungen sei im Wirtschafts- Aufschwung Deutschlands zu sehen. Auch dank der Reformpolitik der Bundesregierung habe das Land auf einen kräftigen Wachstumspfad zurückgefunden. In vielen arabischen Ländern, so Glos, beobachte er bereits seit längerem ähnlich erfolgreiche Modernisierungsanstrengungen wie in Deutschland. Insgesamt bestehe dort ein großer Bedarf an „industrieller und landwirtschaftlicher Erneuerung“. Das gelte auch für den Ausbau der Infrastruktur und die Entwicklung der Umweltsektoren. In allen arabischen Ländern stünden deshalb große Investitionsprojekte an. Deutsche Unternehmen seien bestens gerüstet, diesen Modernisierungskurs zu begleiten. Sie verfügten über Spitzentechnologien, umfangreiches Fachwissen und Erfahrung im Service-Bereich.
Die Bundesregierung beabsichtige, das Instrument der Hermes-Kreditgarantien für arabische Länder noch stärker einzusetzen. Doppelbesteuerungsabkommen seien ebenfalls ein bewährtes Instrument, um die Wirtschaftsbeziehungen mit der arabischen Welt weiter zu intensiveren. Hinzu kämen bilaterale Investitionsschutz- und -förderverträge, die ebenfalls ausgebaut werden sollten. Schließlich habe er, so Glos, seine wirtschaftspolitischen Kontakte mit der arabischen Welt deutlich intensiviert. Allein im ersten Halbjahr 2007 habe er drei Reisen in arabische Länder unternommen.
Ehrengast des 10. Deutsch-Arabischen Wirtschaftsforums war Chakib Khelil, der algerische Minister für Energie und Bergbau. Der promovierte Ingenieur verwies darauf, dass deutsche Unternehmen seit Anfang der siebziger Jahre maßgeblich am wirtschaftlichen Aufbau in Algerien beteiligt gewesen seien. Heute, nachdem Algerien politische Stabilität wiedererlangt habe und sich auf Wachstumskurs befinde, seien deutsche Firmen daher als Investoren in einer günstigen Position. Insbesondere seien sie aufgerufen, algerische Staatsbetriebe zu übernehmen. Vorreiter seien hier die Firmen Henkel und Linde.
Khelil wies auf die Reformanstrengungen seiner Regierung zu mehr Marktwirtschaft hin. Massive Investitionen in die Infrastruktur und die eingeleiteten Privatisierungsprogramme hielten Algerien auch in den kommenden Jahren auf Wachstumskurs. Für ausländische Investoren seien die Rahmenbedingungen hervorragend. Das Land verfüge über sehr gute makroökonomische Indikatoren: geringe Staatsverschuldung, eine niedrige Inflationsrate und hohe Währungsreserven. Insbesondere die Verfügbarkeit von Erdgas und Erdöl zu attraktiven Preisen seien für Investoren attraktiv. Ebenso verfüge Algerien über gut ausgebildete junge Arbeitskräfte. Der große algerische Binnenmarkt sowie die Nähe zu Europa und den anderen Maghrebstaaten seien weitere Argumente für ein stärkeres Engagement in Algerien.
Weitere Redner auf der Eröffnungsveranstaltung waren Adel Yousef Sater, Botschafter von Bahrain und Doyen der arabischen Botschafter in Deutschland, der stellvertretende Präsident der Generalunion der arabischen Industrie-, Handels und Landwirtschaftskammern und Präsident der ägyptischen Handelskammer, Mohamed El-Masri, Ibrahim Benjaber, Präsident der algerischen Industrie- und Handelskammer sowie Martin Wansleben, der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages.
Workshops
Im Rahmen des Deutsch-Arabischen Wirtschaftsforums fanden am Donnerstag, 12. Juli 2007, acht Workshops statt. Am Freitag, 13. Juli, wurde zudem erstmals unter dem Titel „Defining the Future“ ein Dialog von arabischen und deutschen Geschäftsfrauen veranstaltet.
Workshop 1: Energy: How to meet growing demand ?
Weltweit ist aufgrund des großen Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstums mit steigendem Energiebedarf zu rechnen. Gleichzeitig werden fossile Energieträger knapper und teurer. Zu 60 Prozent wird der Energiebedarf derzeit durch „fossile“ Kraftwerke gedeckt. Allein im Nahen Osten wird die Nachfrage nach Energie bis 2010 um 8 Prozent steigen. Saudi Arabien will vor diesem Hintergrund seine Kapazitäten im Energiebereich in den nächsten zehn Jahren verdoppeln.
Diese Situation stellt auch die Unternehmen aus dem Energiesektor vor neue Herausforderungen:
Gerhard Scheffer von der Siemens AG prognostizierte eine steigende Nachfrage nach neuen und innovativen Gas- und Dampfturbinen, die vor allem im Betrieb effizienter, zuverlässiger und umweltfreundlicher seien. Die algerische Sonatrach, weltweit zweitgrößter Exporteur von Flüssiggas, diversifiziere ihr Geschäftsfeld weiter und sei verstärkt Partnerschaften mit ausländischen Firmen eingegangen, so Frau Mahdjouba Belaifa, bei Sonatrach zuständig für die Geschäftsentwicklung. Zudem habe das Unternehmen seine Aktivitäten um den Handel mit Flüssiggas erweitert und neue Raffinerien sowie Methanol- und Ethylanlagen errichtet. Sonatrach sei bestrebt, auf dem Weltmarkt sowohl als Anbieter petrochemischer Produkte als auch bei der Vermarktung von Endprodukten – beispielsweise Verpackungen –aufzutreten. Generell soll die Entwicklung von petrochemischen Endprodukten ausgeweitet werden, die weniger energieintensiv und damit profitabler seien.
Über den Ausbau und die Zusammenlegung von Hochspannungsleitungen in den Staaten des Golf-Kooperationsrates (GCC) und in Nordafrika als eine Antwort auf die steigende Energienachfrage berichtete Thomas Kraneis von Lahmeyer International. In einigen Staaten sei die Stromversorgung völlig unzureichend. Bei der Planung und dem Bau von Kraftwerken sei vor allem eine realistische Einschätzung der Stromnachfrage und die voraussichtliche Verwendung und Kapazität des Kraftwerks in einem Zeitraum über 30 Jahre entscheidend.
Über die Vorteile von Methanol Anlagen gegenüber Ammoniak und LNG berichtete Klaus Starke am Beispiel des MAN-Ferrostaal Projekts „Mo 3000 Sohar“ in Oman. Laut Starke liegt die Zukunft in der Weiterverarbeitung von Flüssiggasen und in der Nutzung der Downstream-Industrien. Petrochemische Produkte könnten durch Weiterverarbeitung erheblich aufgewertet werden.
Richard Perrayon von der Münchner Linde AG stellte das Lufttrennungsverfahren (SYNGAS) vor, das unter anderem CO2 und Schwefel herausfiltert und somit zu saubererer Energie führt. Linde ist einer der führenden Anbieter dieses Verfahrens.
Abdulaziz Abdulahamid Al-Mekhlafi, Vorsitzender der „Tanmia for Oil and Construction Ltd.“, referierte über den Energiesektor im Jemen. Jemen fördert etwa 450.000 Barrel Öl pro Tag, der einheimische Verbrauch liegt bei etwa 90.000 Barrel. Der Überschuss wird exportiert und hat einen erheblichen Anteil an den Staatseinnahmen. Ölkonzessionen wurden bisher vor allem an private Firmen im Osten des Landes in der Region um Marib vergeben. Für Mekhlafi liegt der Schlüssel in der Stromversorgung des Landes, die bisher nicht ausreichend gewährleistet sei.
Über die Herausforderungen für „Qatar Petroleum“ im Gas-, Öl-, Strom-, Wasser- und Elektrizitätssektor sprach Nick Blessley. In allen Bereichen sei die Nachfrage regelrecht explodiert. Qatar Petroleum übernimmt im Standort Dukhan nach 60 Jahren Produktion nun auch das Management und muss am Standort Al Shaheen im arabischen Golf in neue Technologien investieren. Das Gesamtinvestitionsvolumen beträgt ca. 70 Mrd. US- Dollar.
Workshop 2: Infrastructure: Unlimited Construction Boom?
Über geplante Projekte und Investitionsmöglichkeiten im algerischen Infrastruktursektor referierte Boualem Oumedjbeur, Direktor im Ministerium für Stadtplanung. Unter anderem ist die Fertigstellung der Ost-West Straßenverbindung von Tunesien nach Marokko bis 2009 geplant, in Nord-Süd- Richtung ist der Anschluss Algiers an Mali vorgesehen. Die Siemens AG mit ihrer über 40-jährigen Tradition im Land beteiligt sich neben anderen Projekten am Ausbau des Eisenbahnsektors in Algerien, so Peter Donnerbauer . Der algerische Staat mit seinem weitreichenden Eisenbahnmonopol hat seit der Kolonialzeit nicht mehr in das teilweise marode Schienennetz investiert. In dessen Modernisierung sollen nun von 2005 bis 2009 7 Mrd. US-Dollar investiert werden.
Michael Witt stellte das „Integrated Passenger Rail Transport Concept“ von Dornier Consulting und Siemens in den Vereinigten Arabischen Emiraten vor. Als eine der Regionen mit dem weltweit höchsten Bevölkerungswachstum werden Abu Dhabi und Dubai in absehbarer Zeit zu einer „Mega City“ zusammenwachsen. Der Verkehr soll allmählich von der Straße auf die Bahn verlagert werden, die in Zukunft auch die Flughäfen von Dubai und Abu Dhabi, sowie das Zentrum von Dubai und Abu Dhabi mit Höchstgeschwindigkeitszügen verbinden soll. Eine weitere Anbindung soll durch den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs in Dubai, Abu Dhabi und Sharjah erzielt werden.
Investitionsmöglichkeiten im Infrastruktursektor in Saudi Arabien stellte Sulaiman al-Sayyari von der deutsch-saudischen Investment – und Entwicklungsfirma SAGECO vor. Der Infrastruktur- und Bausektor ist mit einem Anteil von 6,7 Prozent am Bruttosozialprodukt der größte Wachstumsmarkt im Nicht – Öl Sektor. In den nächsten 20 Jahren sind Investitionen in Höhe von 900 Mrd. US Dollar geplant, unter anderem in den so genannten „Economic Cities“ , im Transport- und Energiebereich, in Entsalzungsanlagen sowie im Bergbau.
Einen Gesamtüberblick über Geschäftsmöglichkeiten und Risiken im Infrastruktursektor des Nahen Ostens präsentierteUwe Krenz von Bilfinger- Berger. Die Analyse von Fehlerquellen bei früheren Projekten habe ergeben, dass der Auftraggeber vor allem für die politischen Aspekte und die Projektkoordinierung Sorge tragen müsse, der Bauunternehmer müsse verstärktes Augenmerk auf drohende Lieferengpässe und Arbeitskräftemangel richten. Auftraggeber und Bauunternehmer sollten Verfahrensweise für Ausnahmesituationen vorab vertraglich regeln.
Ansatzpunkte für ausländische Direktinvestitionen im Nahen Osten und speziell in Jordanien stellte Amer Majali, CEO der „Jordan Industrial Estates Corporation“, vor. Hätten arabische Gesetzgeber aus Angst vor Kontrollverlust in den 80er Jahren durch ein Übermaß an Regeln ausländische Direktinvestitionen verhindert, so stehe seit den 90er Jahren deren Förderung im Vordergrund. Laut Majali bietet Jordanien bezüglich Public Private Partnerships und Investitionsmöglichkeiten im Industriebereich einmalige Möglichkeiten.
Workshop 3: Financial Services: Project Financing, Export Financing and Export Credit Insurance
Ralph Nitzgen, Leiter der Nahostabteilung der Commerzbank AG und Direktoriumsmitglied der Ghorfa sowie Moderator des Workshops gab einen Überblick über Investitionen in den arabischen Ländern in den nächsten Jahren. Rateb Shallah, Vorsitzender der syrischen Handelskammer, stellte die jüngsten wirtschaftlichen Reformen und Entwick-lungen in Syrien dar. Er thematisierte dabei die Reform der Export- und Steuervorschriften, die Reformen im Bankensektor, das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und Syrien sowie die Absicht der syrischen Regierung, Mitglied in der WTO zu werden. Neu sei auch die Gründung einer Börse, deren Vorsitzender Shallah ist. Jan von Allwörden von der Euler Hermes Kreditversicherungs AG legte die Funktion der Hermes-Kreditgarantien als grundlegendes Instrument der Wirtschaftsförderung dar. Thema des Vortrags von Lachemi Siagh, General Manager und Mitbegründer der algerischen „Strategica Finance“, war der algerische Kapitalmarkt sowie die Entwicklung des Bankensektors und des Anleihenmarktes seit 2001. Die Übernahme der „Strategica Finance“ im Frühjahr 2007 durch die Deutsche Bank AG werde dem algerischen Kapitalmarkt weiteren Auftrieb geben, sagte Siagh.
Nabil Frik, Direktor bei der Europe Arab Bank, referierte über Energieprojekte und deren Finanzierung in Algerien. Abnehmer algerischen Gases seien zu 70 Prozent europäische Staaten. Eine 740 Kilometer lange Pipeline nach Spanien und eine 1250 Kilometer lange Pipeline nach Italien sollen bis 2009 fertig gestellt werden.
Jürgen Holz, Managing Partner der Holz Beratungsgesellschaft mbH, thematisierte die jüngsten Entwicklungen auf dem Immobilienmarkt der Vereinigten Arabischen Emiraten. Seit kurzem ist für Ausländer Immobilienerwerb in den so genannten Free Hold Zones in Dubai und anderen Emiraten möglich.
Workshop 4: Education and Vocational Training: A Key to Sustainable Development
Thema des Vortrags von M’hamed Cherifi war der al-gerische Berufsausbildungssektor, der sich in einer Um-bruchphase befindet. Das Parlament diskutiert gegenwärtig über ein neues Berufs-ausbildungsgesetz, das mehr Flexibilität und Effizienz erreichen soll. Bis 2009 sollen 45.000 neue Ausbildungsstellen entstehen, zudem ist die Sanierung und Renovierung vieler Berufsschulen geplant. In Algerien sind InWent und die GTZ an einem breit angelegten Berufsausbildungsprogramm beteiligt.
Ayoub Kazem legte in seinem Vortrag die gewandelte Rolle von Universitäten in einer globalisierten Welt und die weltweit steigende Nachfrage nach qualifizierter Ausbildung dar. Mittlerweile hätten sich zwanzig ausländische Universitäten aus zehn Ländern in Dubai angesiedelt. Die Vereinigten Arabischen Emirate wollten durch die Entwicklung von „Human Kapital“ verstärkt den Wandel zu einer Wissensgesellschaft fördern.
Programme und Abschlüsse der „Oman German University of Technology“ (OGTech) in Muskat stellte Michael Jansenvor. Die 2006 gegründete private Universität ist ein Gemeinschaftsprojekt mit der renommierten RWTH Aachen.
Fabian Nötzold von DaimlerChrysler stellte Qualifizierungs- und Weiterbildungsmaßnahmen des „DaimlerChrysler Automotive Academy Networks“ vor, mit denen das Unternehmen einen Beitrag zur Stabilität in der Region leisten will. Beispielsweise bildet der Konzern zusammen mit der GTZ in den palästinensischen Autonomiegebieten Kfz-Lehrlinge aus.
Aus – und Weiterbildungsmöglichkeiten für Regierungen und Regierungsorganisationen stelle Wolfgang Eikenhoff von der „International Training and Support GmbH“ (ITS) vor. Beispielsweise ist ITS an der Weiterbildung emiratischer Armeeangehöriger beteiligt.
Workshop 5 : Infrastructure 2: Airports and Seaports
Faycal Khelil, Präsident der algerischen „Sogeports“, und Saeb Nahas von der syrischen Nahas Enterprises Group moderierten die Veranstaltung zum Thema Flug- und Seehäfen. Adam Iskounen, General Manager des algerischen Hafenprojekts Béjaia Mediterranean Terminal Spa vertrat zugleich die Firma BMT aus Singapur, die mit Sogeports in Algerien ein Joint Venture eingegangen ist. Iskounen stellte am Beispiel Béjaia Maßnahmen zur Rentabilitätsprüfung dar.
Jan Meijer, CEO der Sohar Port Authority in Oman, stellte das Joint Venture des Sultanats mit dem Hafen von Rotterdam zum Ausbau eines der weltweit größten Tiefseehäfen vor. Bis 2040 soll der Hafen auf 40 Kilometer und 120.000 Hektar ausgebaut werden. Bisher existieren in Sohar im wesentlichen Petrochemie -, Metall – und Logistik Cluster.
Wolf Schwippert von der gleichnamigen Berliner Kanzlei nahm in seinem Vortrag zu rechtlichen Fragen bei öffentlichen Ausschreibungen und bei öffentlich-privaten Joint Ventures Stellung. Die Kanzlei Schwippert berät Firmen in der Region.
Anton Vukovic, bei der Siemens AG zuständig für Flughafenkommunikation, wies auf das schnelle Wachstum insbesondere der kleinen und mittleren Flughäfen in der arabischen Region hin. Rentabilität werde angesichts des wachenden Wettbewerbs immer wichtiger. 50 Prozent der Erträge der Flughafenbetreiber stammten mittlerweile aus dem Warenverkauf am Flughafen. Künftig werden nach seiner Einschätzung die nationalen Sicherheitssysteme der Flughäfen und Fluglinien vereinheitlicht und neue Technologien wie die „Radio Frequency Identification“ (RFID) zum Einsatz kommen.
Herbert Weber vom „Fraunhofer Institut für Software und Systemtechnik“ in Berlin ging ausführlich auf neue Entwicklungen in der Informationstechnologie und bei der RFID ein. Angesichts einer wachsenden Flut an Informationen würden Informationsmanagement und Informationslogistik immer wichtiger.
Workshop 6 : Water Projects: Water Saving, Desalination and Sewage
Über Entwicklungsstrategien, laufende und geplante Regierungsprogramme sowie Investitionsmöglichkeiten sprachMauche Lounis vom algerischen Ministerium für Wasserwirtschaft. Algerien verfügt derzeit über einen Wasserbestand von etwa 19 Mrd. Kubikmetern. Der algerische Staat investiert hauptsächlich in die Sanierung maroder Infrastruktur und plant mittel- und langfristig den Aus- und Neubau von Wasserleitungen, Staubecken und Abwasseranlagen im ganzen Land. Zudem ist eine effizientere Regulierung durch die Wasserbehörde geplant. Möglichkeiten für Investoren liegen vor allem in der Leitung und Koordinierung großer Strukturprojekte, dem Management im Bereich der öffentlichen Wasser- und Abwasserwirtschaft, sowie dem Wasserrohrbau.
Entsalzungsprojekte und -anlagen der “Algerian Energy Company“ (AEC) waren Schwerpunkt des Vortrags von Amallah Sari. AEC ist am Neubau, der technischen Evaluierung und Modernisierung von dreizehn Entsalzungsanlagen mit einem Volumen von insgesamt 2.260.000 m3/j beteiligt. AEC hält in allen Fällen eine Minderheitsbeteiligung und tritt vor allem als Investor und Finanzier auf.
Uwe Mietrash von der Firma Gelsenwasser sprach über Herausforderungen beim Wassersparen. Wasserverluste verursachten bei Unternehmen und Stadtverwaltungen oftmals beträchtliche und unnötige Kosten. Vorraussetzungen für Einsparungen seien zuverlässiges Datenmaterial, die politische Unterstützung und eine klare Gesetzgebung. Nachhaltige Kontrollen des Wassernetzes seien für Einsparungen ebenfalls unabdingbar. Burkhard Klingenberg stellte das Wasserprojekt von Dornier und Schneider Consulting im St. Katherinen Kloster in Ägypten vor. Das Programm wird zusammen mit der GTZ, der CEG Ägypten und CECI Jordanien durchgeführt. Die Phase der Vorstudien – beispielsweise ökologische Auswirkungen des Projekts – ist abgeschlossen. Mit der Umsetzung des Projekts wurde unter der Federführung von Dornier begonnen.
Workshop 7: IT and Telecommunication: Meeting 21st Century Demands
Über die Privatisierung des algerischen Telekom-, Post- und Mobilfunksektors referierte Ammar Bensissaid. Seit 2000 wurden in Algerien die rechtlichen Vorraussetzungen für eine Privatisierung geschaffen. Bensissaid betonte den politischen Willen, der notwendig sei, um günstige Ausgangsbedingungen für eine erfolgreiche Privatisierung zu schaffen.
Paul Frießem stellte ITSMIG („IT-Security made in Germany“) vor, ein Zusammenschluss deutscher Firmen aus dem IT- Sicherheitsbereich. ITSMIG wird durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie gefördert und durch das Fraunhofer Institut koordiniert. ITSMIG bietet Lösungen aus den Bereichen E-Government, Grenzkontrolle, Finanzen und E- Health an.
Die „Gesundheitskarte“, ein Projekt, das das Unternehmen Giesecke & Devrient bisher in Taiwan und Österreich implementiert hat, stellte Fabiola Bellersheim vor. Die „Gesundheitskarte“ enthält auf einem Chip alle gesundheitlich relevanten Informationen, unter anderem die Krankengeschichte des Karteninhabers.
Workshop 8: Renewable Energy: The Role of German Technology
Das Thema „Erneuerbare Energien“ wurde auf dem diesjährigen Wirtschaftsforum erstmals im Rahmen eines eigenen Workshops behandelt, und das aus gutem Grund: Die arabische Region ist geradezu prädestiniert für regenerative Energien. Das gilt im Hinblick auf die Solarenergie, aber auch für die Windenergie. Erneuerbare Energien können auch ohne teure Infrastruktur für die Verteilung funktionieren, da sie dezentral den Zugang zu Energie ermöglichen. Windparks und Solarenergie erlauben nämlich genau die dezentrale Energieversorgung, die für Nordafrika notwendig sind. Länder wie Algerien, Marokko oder Tunesien haben das Potenzial der erneuerbaren Energien längst erkannt. Dort laufen bereits größere Projekte mit ambitionierter Zielsetzung. Tunesien will den Anteil erneuerbarer Energien bis zum Jahr 2010 auf 25 Prozent erhöhen. Einig waren sich die Experten, dass deutsche Technologie und deutsche Unternehmen einen wesentlichen Beitrag zum Ausbau regenerativer Energien in den arabischen Ländern leisten können.
Folgende Vorträge wurden im Rahmen des Workshops gehalten: Kuno Schallenberg von Lahmeyer International berichtete über ein Solarprojekt der Firma in Algerien. Aurelien Agut, ebenfalls von Lahmeyer, berichtete über die Möglichkeiten für Windenergie am Roten Meer. Ellen von Zitzewitz (Bundesumweltministerium), zeigte unter anderem die Förderungsmechanismen der Europäische Union in den arabischen Ländern auf. Jürgen Hogrefe (EnBW AG) sprach über die Möglichkeiten deutsch-arabischer Energiekooperationen, Radhia Mchirgui, Geschäftsführerin der tunesischen Firma Solar Energy Systems, referierte über die Perspektiven der Erneuerbaren Energien in Tunesien.
Plenary Session 1: Privatisation, Investment and Technology Transfer
Investitionsmöglichkeiten in den arabischen Ländern waren Thema des Plenums unter Leitung von Peter Göpfrich, Vorsitzender der Außenhandelskammer in Kairo, und Mohammed Aouadi vom Ministerium für Industrie und Investitionsförderung. Einleitend wiesen die Moderatoren darauf hin, dass die Stärke Algeriens vor allem in den jungen und motivierten Arbeiternehmer liege. Außer in den boomenden algerischen Erdgas- und Ölsektor sollte zukünftig verstärkt in erneuerbare Energien und in den Agrarbereich investiert werden, die sehr viel versprechend seien. In Folge politischer Turbulenzen hätten europäische Investitionen in Algerien jedoch stark abgenommen, so Djamel Zeriguine, Abteilungsleiter der algerischen Investitionsbehörde ANDI. 66 Prozent der Investitionen stammten aus den arabischen Ländern. Mit der Privatisierung von über 1000 Firmen, erheblichen Steuererleichterungen und so genannten One-Stop Networks im ganzen Land, die Investoren schnelle unbürokratische Hilfe leisten sollten, seien aber neue Anreize für Investoren geschaffen worden.
Auch Saudi Arabien bemüht sich verstärkt um Investitionen außerhalb des Ölsektors, so Fahd al-Sultan, Generalsekretär vom Rat der saudischen Handelskammer. Die Diversifizierung der saudischen Wirtschaft sei in vollem Gange und biete Investoren von der Landwirtschaft bis zur Luftfahrtindustrie beeindruckende Möglichkeiten.
Syrien setzt bei seinen Bemühungen um ausländische Investoren auf Zoll- und Steuervergünstigungen sowie Gewinntransfer. Ausländer sollen gleiche Bedingungen wie syrische Staatsbürger erhalten. Für deutsche Unternehmen seien vor allem der Agrarmarkt, der Energiesektor und der Transportbereich interessant, so Moustafa Alkafry.
Vielfache Investitionsmöglichkeiten böten sich auch in Tunesien, hier unter anderem im „Zarzis Park of Economic Activities“, wie dessen stv. Geschäftsführer Lofti Amor betonte.
Jemen hat mit einem Regierungsprogramm weitere wirtschaftliche Reformen eingeleitet. Erstmalig fand im April 2007 eine Investoren Konferenz statt. Dies berichtete Mohammed Yahya, Leiter der jemenitischen General Investment Authority.
Den angestrebten Zusammenschlusses von 17 arabischen Staaten zur GUFTA, der „Greater Arab Free Trade Area“, thematisierteElias Ghantous. Oft werde verkannt, dass GUFTA nicht nur ein Bündnis für freien Handel unter den arabischen Staaten sei, sondern vor allem auch eine Außenausrichtung habe.
Mohamed al-Masri, Stv. Vorsitzender der „General Union der arabischen Kammern für Industrie, Handel und Landwirtschaft“ warnte vor der Gefahr, dass sich die arabischen Staaten im Wettbewerb um ausländische Investoren gegenseitig unterböten. Jeder Staat solle seine jeweilige Stärke in den Vordergrund stellen, in Ägypten sei dies ein Binnenmarkt von über 75 Millionen Verbrauchern.
Plenary Session 2: Geman-Algerian Business Cooperation: Mapping Vast Possibilities
Chancen und Möglichkeiten der Deutsch-Algerischen Handelsbeziehungen waren das Thema im Panel 2. Nicht zuletzt die Engagements der Deutschen Bank, von Linde und Henkel zeigen, dass nach Jahren des Stillstands Bewegung in die Geschäftsbeziehungen mit Algerien gekommen ist. Ausländische Direktinvestitionen, vor 2000 so gut wie nicht existent, belaufen sich mittlerweile auf über 1000 Mrd. US- Dollar (Zufluss 2005). Die 2006 gegründete Außenhandelskammer in Algier konnte ihre Mitgliedschaft innerhalb von nur einem Jahr von 46 Unternehmen auf 320 fast versiebenfachen. Die algerische Botschaft in Berlin stellte im Jahr 2006 25.000 Visa aus, in den Vorjahren waren es nur einige 1000.
Ausdrücklich wurde von verschiedenen Teilnehmern die Bonität Algeriens als Mitglied des Internationalen Währungsfonds, der Weltbank, seiner Auslandsverschuldung von nur 5 Mrd. US- Dollar bei Devisenreserven in Höhe von knapp 80 Mrd. US- Dollar hervorgehoben. Im bilateralen Handel wird zukünftig Erdgas eine wichtigere Rolle spielen. Bisher bestehen die Importe nach Deutschland zu 97 Prozent aus Rohöl. Aus Deutschland werden vor allem Maschinen, Kfz und Kfz-Teile exportiert.
Politisch wird der bilaterale Handel stark gefördert, wie eine Reihe von Abkommen und Verträgen belegen. Im September 2005 ist das Assoziierungsabkommen zwischen der EU und Algerien in Kraft getreten, seit 2002 bestehen Kapitalanlagegarantien. Geplant ist die Ratifizierung eines Doppelbesteuerungs- und Luftverkehrsabkommens. Bis 2010 sind Wirtschaftsförderprogramme in Höhe von mehreren Mrd. Euro aufgelegt.
Einig waren sich die Sprecher des Plenums im Fazit: Das Gebot der Stunde im Geschäft mit Algerien sind Partnerschaften zwischen deutschen und algerischen Unternehmen und nicht nur eine Beschränkung auf den bloßen Warenaustausch. 40.000 Deutsch sprechende Algerier können dabei Unterstützung leisten.
Plenary Session 3: Adapting to the Future: Prospects of Arab-German Business Relations
Mit den Zukunftsaussichten der Deutsch-Arabischen Wirtschaftsbeziehungen beschäftigte sich die abschließende dritte Plenarsitzung. Utz Claassen, Vorstandsvorsitzender von EnBW AG, gab einen Ausblick über die deutsch-arabischen Beziehungen aus Sicht der Energiewirtschaft. Mit der Entwicklung der arabischen Welt zu einem Knotenpunkt der Weltwirtschaft, gehe das Streben nach Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen und ökonomischer Diversifizierung einher. Investitionen arabischer Staaten in erneuerbare Energien würden auch angesichts des Klimawandels immer wichtiger. Weltweit sei mittel- bis langfristig mit steigendem Energiebedarf und steigenden Energiepreisen zu rechnen. Erneuerbare Energien – insbesondere Solar- und Windenergien – besäßen gerade in arabischen Ländern ein enormes Ausbaupotential. Sonneneinstrahlung und Windgeschwindigkeiten seien um ein vielfaches höher als in Europa. EnBW strebt den Bau einer Hochstromleitung von Nahost nach Europa an, um die erhöhte Nachfrage nach „sauberer Energie“ zu decken. Innovative Technologien sollen den Energieverlust dabei auf ein Minimum begrenzen.
Staatsminister Gloser betonte die zentrale Rolle der arabischen Staaten bei der Energieversorgung Europas. Algerien und Libyen komme hierbei eine zentrale Rolle zu. Gleichzeitig seien beide Länder gute Beispiele für die zunehmende euro-mediterrane Partnerschaft. Die Bundesregierung sei nicht nur bestrebt, den „Barcelona-Prozess“ im Rahmen der EU weiter zu fördern, sondern bemühe sich auch um den Abschluss eines kommerziell ausgewogenen Freihandelsabkommens zwischen der EU und den Staaten des Golfkooperationsrates. Dies solle Hand in Hand mit der Förderung von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit gehen. Eine Herausforderung für die Staaten der Region bleibe die hohe Jugendarbeitslosigkeit und der Standortwettbewerb untereinander. Zur Förderung der gegenseitigen Wirtschaftsbeziehungen habe die Bundesregierung die Risikoeinstufungen für Marokko, Libyen und Bahrain gesenkt und die Deckungsmöglichkeiten für Hermes Bürgschaften erweitert.
Die schleppenden politischen Reformen in den arabischen Staaten kritisierte Mohammad Halaiqah: Die Arbeitslosenquoten in den arabischen Ländern seien extrem hoch, teilweise lebten bis zu 35 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze, bei einer Analphabetenquote von bis zu 45 Prozent.
Von Deutschland erwarteten die arabischen Staaten eine kritischere Rolle gegenüber den USA und wünsche sich vor allem eine stärkere Unterstützung bei der Berufsausbildung Jugendlicher.
In diesem Zusammenhang schlug Halaiqah vor, ein Zehntel des Handelsüberschusses Deutschlands mit der arabischen Welt (rd. 1 Mrd. Euro) in die Ausbildung Jugendlicher zu investieren. Die Politik der Bundesregierung solle sich insgesamt stärker auf die Mittelmeeranrainer und weniger auf die reichen Ölstaaten konzentrieren. Von Deutschland erhoffe man sich eine Beeinflussung der europäischen Politik und des euro-arabischen Dialogs im Sinne der arabischen Staaten.
Elias Ghantous betonte die Bedeutung von Technologietransfer und Bildung. Der Verkauf einer Firma bedeute noch nicht den Transfer von Wissen. Dies würde nur durch stärkere Direktinvestitionen und verstärkte Ausbildungsmaßnahmen ermöglicht. Neben der politischen und wirtschaftlichen Stabilität, trage auch die Währungsstabilität zu einer Verbesserung des Investitionsklimas bei. Diesem Thema sei auf dem Forum zu wenig Beachtung geschenkt worden.
Florian Amereller thematisierte die „sagenumwobene“ Öffnung der arabischen Märkte. Die Öffnung finde zwar statt, aber in einer Weise, die für viele Deutsche ungewohnt sei. Anders als in Deutschland seien viele Gesetze nicht „in Stein gemeißelt“ und die Behörden vor Ort viel toleranter als dies in Deutschland der Fall sei. Wenn auch noch nicht in der Theorie, so sei doch in der Praxis ausländisches Eigentum zu 100 % schon heute möglich. Diese Entwicklung werde sich angesichts des Zwangs, Märkte für Ausländer zu öffnen, weiter verstärken.
Saeb Nahas betonte ebenfalls die Dringlichkeit, Arbeitslosigkeit und soziale Ungerechtigkeit in der Region in den Griff zu bekommen. Ausländische Investoren und Nichtregierungsorganisationen könnten bei der Entwicklung des Informationstechnologie und der rechtlichen Grundlagen in Syrien eine Rolle spielen. Notwendig sei ein „Masterplan“ zur besseren Qualifizierung arabischer Jugendlicher.
Mohammed Ibrahim berichtete über die Förderung des „kulturellen Dialog“ bei der Deutschen Welle. Das arabische Programm werde mit dem Ziel der gegenseitigen Annäherung weiter ausgebaut.
Special Session: Arab-German Businesswomen Dialogue: Defining the Future
Erstmalig fand ein Workshop für deutsche und arabische Unternehmerinnen statt. Gabi Kratochwil, Inhaberin von „Cross Cultures“, moderierte die gut besuchte Veranstaltung zum Thema „Arab-German Businesswomen Dialogue: Defining the Future“, an der nicht nur Frauen teilnahmen. Hauptproblem deutscher und arabischer Geschäftsfrauen sei die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, so der einhellige Tenor. Eingangs stellten Fadial Berkal, Hoda Yassa und Ingy Rasekh die Situation berufstätiger Frauen in Algerien, Ägypten und weiteren arabischen Ländern dar. Bassant Helmireferierte über das “Businesswomen Partnership Program“ in Ägypten. Petra Sandvoß von der Handelskammer Hamburg, präsentierte eine Untersuchung über Ausbildungsstand, Tätigkeitsbild und Motivation europäischer Geschäftsfrauen. Jean Elsner stellte den Verband deutscher Unternehmerinnen e.V. vor, dem einzigen dieser Art in Deutschland. Dieser Workshop war ein erster Schritt zu mehr Erfahrungsaustausch und Vernetzung, der weiterverfolgt werden soll.